Elijah wirkte sichtlich angespannt, als er aus dem Zug trat. Die vielen Gedanken, Geräusche, alles prasselte auf ihn ein, verwirrte ihn kurzzeitig. Einen Moment lang erhoffte er sich, Aenwynn einfach packen zu können und zu verschwinden, bis er eine bekannte Stimme am Ohr vernahm, lauschte. Es war Mary, sie war irgendwo in der Nähe. Er drehte sich um, fragte sich, wohin sie an einem Sonntag Morgen bzw. Mittag wohl fahren würde. Da sah er sie, gerade dann, als der Zug aus Amble davon gefahren war, erblickte er sie am Bahnsteig gegenüber. Elijahs Lippen verformten sich zu einem Lächeln, bis er sich selbst ins Gedächtnis rief, dass sie ihn nicht mehr ausstehen konnte. Ihr Blick wirkte glücklich, sie hatte Begleitung von einer Frau, welche circa 40 Jahre alt war, vielleicht 50. Vielleicht ihre Mutter? Elijah wusste es nicht. Für einen kurzen Moment bemerkte er, wie sie sich zu ihm drehte, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, erwiderte seinen Blick liebevoll, er bildete sich sogar ein, dass sie kurz zwinkerte. Plötzlich jedoch drehte sie sich erschrocken weg und Elijah konnte sich keinen Reim daraus machen, wieso sie sich so verhalten hatte. Wieso hatte sie gelächelt? Ehe er reagieren konnte, rempelte ihn ein Mann an und er verlor Mary aus dem Blick.
Elijah drehte sich zurück zu Aenwynn, lächelte sie an. „Oh, ich rede wirres Zeug, entschuldige.“ Sein Lächeln galt ihr, sie musternd, sie wirkte so frisch, ihr Haar glänzte in der Sonne. Ein sonniger Tag in London war ein besonderer Tag, den man genießen musste. Irgendwie war er froh, dass sie bei ihm war, schließlich musste er sich so keine Sorgen um sie machen, doch in ihrer jetzigen Verfassung könnte sie sowieso wieder selbst um sich Sorgen, erinnerte er sich. „Du hast Recht, erst mal etwas Essen.“ Seine Hand fuhr zu seinem Kopf, er kratzte sich kurz nachdenklich an seiner Schläfe, bis er seine Uhr begutachtete. „Wir haben es 11:45 Uhr jetzt.“ Er grinste. „Ich kenne da ein witziges Café, ich würde behaupten, die Besitzer haben den gleichen Faible wie du, nur dass du es wirklich kannst" Er hielt inne, atmete die Luft aus, sein Grinsen wurden breite - "und sie nicht.“ Bei dem Gedanken an den Ort, den er ihr jetzt zeigen würde, musste er einfach unerschütterlich grinsen. Er freute sich darauf, das kleine Café wieder zu sehen – dort gab es Mittags selbst an einem Sonntag eine gute Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten, von Smoothie Bowls über Gemüsefrikadellen, alles – eben ein riesiges Buffet. Er aß gerne vegetarisch und vegan, schließlich erinnerte es ihn an seine Zeit in Indie vor ein paar Jahren. Außerdem kannte er die Bedienung dort, der Mann, dem das „Café“ gehörte war ein guter Freund von Elijah... wenn man es Freundschaft nennen konnte.
Elijah ging mit Aenwynn vor die St. Pancras Station und rief ihnen ein Taxi. „Einmal bitte zum Tibits.“ Er grinste, der Taxifahrer wusste sofort, wohin es gehen soll. Viele 'Menschen' fuhren vom Hauptbahnhof direkt zu diesem Café, schließlich war es für einige Leute sehr bekannt. Dort angekommen - die Fahrt war relativ ruhig, trotz des wie immer brummenden Verkehrs in London - befanden sie sich auf der Heddon Street. Elijah musste grinsen, ihm war vorher nämlich nie in den Sinn gekommen, dass dieses Café in direkter Nähe zum Golden Square lag, ein paar Querstraßen entfernt. Vielleicht kannte Aenwynn den kleinen Betrüger ja schon? Elijah lächelte. Er gab dem Taxifahrer etwas Geld, stieg aus, ging um das Taxi herum und öffnete Aenwynn die Tür. „Bitte sehr.“ Vor ihnen lag das Tibits, ein von außen sehr kleines wirkendes Café, welches sich jedoch von innen als eine große Bar entpuppte.
Elijah wippte leicht hin und her, etwas aufgeregt. „Ich hoffe, ich habe nicht zu viel versprochen.“ Als sie beide das Lokal betraten, konnte man erkennen, worüber Elijah gesprochen hatte. Jedes Gericht hatte lustige Namen, welche mit dem Thema Magie spielten und einen Menschen vermutlich eher an Harry Potter als an wahre Hexen erinnerten. Im Eingangsbereich stand ein Tresen mit verschiedenen, spannenden Eissorten. Unterhaltsam fand Elijah zum Beispiel die 'grüne Verführung', ein Kräutereis aus Petersilie, Bohnenkraut und Sauerampfer. Sein Blick ging zurück zu Aenwynn. „Ich denke, das witzigste kommt erst noch.“ Im nächsten Moment trat ein groß gewachsener Mann hinter der Theke hervor, er sah deutlich noch etwas verschlafen aus, sein Gesicht wirkte jedoch sehr jung. „OH mein G O T T! Elijaaaaah!“ Seine Stimme wirkte sehr hoch, fast etwas gepitched. Elijah sah auf. „Josh“ sagte er leise, hob seine Arme, zu einer Umarmung ausgebreitet. Der Mann hinter der Bar, welche stechend grüne Augen hatte, kurze schwarze Haare und eine sonnengebräunte Haut, fast als wäre er Südländer, kam hinter der Theke hervor. Er trug eine enganliegende, sehr betonte Jeans, schwarze Nikes und eine Schürze um seine Hüften, welche voller grüner und brauner Flecken wann. Ein rosanes Polohemd betonte seinen gut gebauten Oberkörper. Er umarmte Elijah fest, ließ ihn los, kniff ihm in die Wange. "Ich wusste doch, du kommst mal her. Ich habe gehört, dass du wieder in der Stadt bist!" Elijah war es sichtlich unangenehm, doch er ließ sein Lächeln aufrecht erhalten. Als außenstehende Person könnte man fast meinen, Josh hätte Sonderrechte und vielleicht war dem sogar so. Elijah lachte kurz auf. „Josh, das ist Aenwynn.“ Josh blickte sie an, ein großes Grinsen auf dem Gesicht. „Hi Ännnnnn.“ Er zog ihren Namen etwas in die Länge, lächelte, streckte ihr seine Hand entgegen. „Aenwynn, das ist Josh. Ich hab ihn 1939 im Spanischen Bürgerkrieg gerettet.“ Er grinste – und somit kannte Aenwynn einen weiteren der guten Vampire dieser Stadt. Während Josh weiterhin die Hand nach ihr ausstreckte, redete er aufgeregt weiter. „Elijah gehört zu den Guten, hat mich verwandelt, da war ich 19 und musste unter Franco für Spanien kämpfen.“ Josh lächelte aufrichtig. „Du, wir haben heute wieder deine Cannelloni mit Spinatfüllung im Angebot.. Was sag ich da? Es geht aufs Haus!“ betonte er, die rechte Hand verharrend, die linke Hand nach hinten werfend, zeigend, Richtung Theke. Elijah nickte dankend, blickte zu Aenwynn.