Elijah hatte ihren festen Griff gemerkt, wie sie sich festhielt, in der Hoffnung, ihn bei sich behalten zu können. Was dachte er da? Sie war eine Hexe. Sie würde so nicht denken. Kurz schüttelte er den Kopf, seine wirren Gedanken, das Wunschdenken ordnend. „Ich kann dir nicht erklären, wie er das gemacht hat. Vielleicht täusche ich mich. Jedoch weiß ich, dass ich nach seiner Berührung sehen konnte, wo du warst.“ Elijahs Stimme war extrem leise, sanft. „Du hast dich nicht gut gefühlt?“ fragte er nachdrücklich. „Es ging mir genauso. Als ich in meiner Wohnung angekommen war, hatte ich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Jedoch ist es jetzt wieder weg.“ Elijah lauschte gespannt ihren Ausführungen über die junge Hexe, welche bezirzt worden war. „Ich war mir nicht bewusst, dass Hexenjäger auch solche Fähigkeiten haben können. Ich hatte einfach zu wenig Kontakt mit diesen.. Wesen.“ Er seufzte. „Interessant zu wissen, dass dieser Tölpel wusste, wie er dich ausser Gefecht setzt, aber so töricht ist, sich mit mir anzulegen.“ Elijah strich sich über seine Brust, über das Loch in seinem Hemd, in dem der Pfahl gesteckt hatte. Seine nackte Brust blitzte hervor, es war nichts von einer Wunde zu sehen.
Danach streifte er durch sein Haar, knackste kurz mit seinem Nacken. Nachdem auch er ihr nach oben gefolgt war, betrat er erst die Veranda vor der Tür, dann die Straße, welche vor ihnen lag, im langsamen Schritt. „Wir sind in Amble.“ Er lächelte sie an, musterte sie von der Seite. Auch wenn sie selbst schon wesentlich besser aussah, tat sie ihm leid. Er zog sich seine Jacke aus und legte die sie über ihre Schultern. Sein weißes Hemd hatte bei all seiner Schlächterei viel Blut abbekommen. Elijah fühlte sich dreckig. Er legte seine Hand in ihre Taille, hinter ihren Rücken, um sie leicht zum gehen zu animieren. „Amble ist circa 500 Kilometer von London entfernt. Ich kann dir nicht sagen, wie er dich hier hinbekommen hat, aber wer weiss.. mit seiner Junghexe ist da ja gefühlt alles möglich.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Einwohner hier kennen diese Hütte, aber sie wussten alle nicht, wem sie gehört.“ Elijah schritt neben ihr her, bis sie weiter in Richtung Dorfmitte gingen. Langsam erblickte man die ersten Häuser, welche einen deutlichen Gegensatz zu London darstellten. Viele Einfamilienhäuser mit Garten und ähnlichem waren zu sehen. In den meisten Häusern brannte nur noch ein sehr schwaches Licht und Elijah wusste genau, wo er zu bleiben vermochte. Am Ende der Straße war ein relativ altes Haus, welches jedoch dennoch tausend Mal besser aussah als das Haus an der Klippe, in dem Aenwynn gefangen gewesen war.
„Wir kommen vor morgen nicht mehr weg, ich denke, die Reise wäre noch viel zu anstrengend für dich. Morgen früh fährt eine Bahn zurück nach London, direkt.“ Er lächelte, zeigte auf das alte Haus, welches vor ihnen lag. „Da drin wohnt eine alte Dame, seit kurzem Witwe. Ich habe sie heute Nachmittag manipuliert, um heraus zu finden, wo ich dieses mystische Haus aus meinen Gedanken finden konnte. Sie war sehr nett und bat mir sogar Essen an, ohne Manipulation“ fügte er grinsend hinzu. „Ich glaube, dort können wir für eine Nacht bleiben.“ Als sie vor dem Haus standen, lauschte er. Die alte Dame sah gerade Fernseh. Er schritt durch das Gartentor nach vorn - „Warte hier“ - und klingelte. Nach ein paar Minuten öffnete die alte Dame. „Ach, Sie sind es“ sagte sie gütig, sehr freundlich. Sie beblickte Elijah mit einer Güte, welche aufrichtig und ehrlich war. „Ja, Ms Baker. Können Sie mich und meine reizende Begleitung für eine Nacht bei sich aufnehmen und uns herein bitten?“ Sie nickte, blickte hinter Elijah. Ihr Blick blieb an Aenwynn heften. „Ihre Freundin sieht aber nicht gut aus.“ sagte sie zögernd. Sie blickte ihn an, für einen kurzen Moment riss sie die Augen auf, nachdem sie seine Blutflecken im Abendlicht erkannte. Elijah unterbrach ihren Schockmoment mit einem scharfen „Bitten Sie uns rein“. Sie schluckte, ihr Ausdruck wurde wieder normal. „Natürlich, kommen Sie rein.“ Elijah drehte sich zu Aenwynn um, wartete auf ihre Reaktion. „Da drinnen wartet ein Bett auf uns. Und eine Dusche. Und vielleicht neue Kleidung“ sagte er witzelnd. Die alte Dame dachte schon längst darüber nach, ob Elijah wohl ein Anzug ihres verstorbenen Mannes passen konnte. Elijahs Grinsen wurde größer.