Re: Kapitel 1: another place holder (bear with me...)
von Deji » Mi 15. Mär 2017, 23:31
"Wat willste? En rotes Meer? Dat hört ma echt nimma oft, aber müsst alles da ham." - mit diesen etwas genuschelten Worten verschwand der Barkeeper hinter seiner Bar während er laut fluchend nach Blutorangensaft suchte. Deji nutze die Gelegenheit sich noch mal in Ruhe umzusehen. Von der jungen Frau neben ihm mit Hustenanfall nahm er nur kurz Notiz. Die Bar war mit der Sorte an Leuten gefüllt, die man hier auch am ehesten erwartet hätte. Grob konnte man in zwei Kategorien unterscheiden. Das vollgedröhnten Partyvolk, welche ausgelassen oder In Ekstase zur Musik tanzte, teilweise aber auch einfach nur besinnungslos in einer Ecke lag, machte den mit Abstand größten Teil aus.
Zweites war eine bunte Mischung aus zwielichtigen Gestalten, reichen Schnöseln und möglichst unauffällig wirkenden Gestalten. Diese saßen in oft abgedunkelten Bereichen und verhandelten leise über vermutlich illegale Aktivitäten jeglicher Art.
Ein Klacken neben ihm, verursacht durch den Barkeeper, der das gewünschte Getränk neben Deji stellte, riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. "Einma rotes Meer, dat macht dann @BETRAG @WÄHRUNG". Mit geübter Bewegung zog Deji eine Karte aus einer seiner Innentasche, welche der Barkeeper durch einen Schlitz an der Theke zog. Ein kurzes grünes Aufblinken signalisierte das die Transaktion erfolgreich war und mit einem Brummen bekam Deji die Karte zurück. Was der Barkeeper nicht wusste war, dass die Karte auf einen anderen Namen zugelassen war. Auf irgendeiner von Dejis tausenden falschen Online-Identitäten. Es handelte sich dabei nicht um gehackte oder gefälschte Identitäten, sondern um bereits Verstorbene. Mit dem nötigen Wissen war es ein Leichtes eine gesperrte für Tod erklärte Identitäten wieder teilweise zu reaktivieren. Solange das keiner händisch überprüfen würde, würde es nicht auffallen.
Voller Vorfreude auf seinen Drink hob Deji das Glas an die Lippen. Während das bittere Getränk seine Kehle hinab ran, schloss er die Augen und genoss den Geschmack. Mit einem zufriedenen Seufzer stellte er das Glas wieder ab. Dabei bemerke er, wie die junge Frau ihn gedankenversunken von der Seite anstarrte. Verunsichert, wie er darauf reagieren sollte, drehte er sich betont langsam Richtung Tanzfläche und studierte die restlichen Anwesenden.
Seine Gedanken kreisten sich aber weiterhin um die ihm Unbekannte, die ihn jetzt nur noch regelmäßig aus den Augenwinkeln musterte. Doch wie angestrengt der junge Mann auch nachdachte, ihm kam die Frau weder bekannt vor, noch fiel ihm ein guter Grund ein, warum sie ihn so anstarren sollte. Die meisten Optionen, die ihm in den Sinn kamen, waren von weniger erfreulicher Natur. Es drehte sich um Reichsspione, Kopfgeldjäger und dergleichen, aber die Wahrscheinlichkeit war vergleichsweise gering.
Bevor er seine paranoiden Gedanken weiterspinnen konnte, lenkte ihn eine hektische Bewegung und nervöses Lachen von der Seite ab. Wenig überrascht, dass die Unbekannte für die Ablenkung verantwortlich war, verfolgte Deji gespielt desinteressiert das Geschehen. Offenbar war er nicht der einzige, dessen Nerven etwas blank lagen. Als sich die junge Frau mit dem neuen Fremdling entfernte, entspannte sich Deji wieder. Offenbar handelt es sich um eine Schmugglerin oder Diebin, die hier auf einen Auftragsgeber gewartet hatte. Nichts Besonderes. Leicht Kopfschüttelnd, um die Gedanken regelrecht abzuwerfen, wandte er sich wieder seinem geliebten roten Meer zu und trank es mit wenigen großen Schlucken aus.
Mit wieder deutlich gehobener Laune beschloss er das Lokal zeitnah zu verlassen. Seine Gedanken kreisten nämlich immer noch um die junge Frau und ob er sie irgendwoher kennen könnte. Doch ihm fiel nichts ein. Mit etwas Ruhe würde er noch mal tief in sich gehen um zu entscheiden, wie er diese Person und die Ereignisse um sie herum bewerten würde. Vermutlich als ziemlich unwichtig.
Ein plötzlicher lauter Knall, gefolgt von panischem Geschrei, unterbrachen seinen gerade erst begonnen Gang Richtung Tür. Neugierig sah er sich nach der Ursache des Tumults um. Mit einem leicht gequälten Lächeln sah er im Zentrum wieder die Unbekannte und einen glatzköpfigen Schrank. Das kann doch nicht wahr sein! Wie konnte eine einzelne Person so oft in so kurzer Zeit seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Trotzdem analysierte Deji gewohnheitsmäßig die Situation. Keine Verletzten, etwas Chaos, drohende Auseinandersetzung. Auf der einen Seite ein kräftiger vermutlich alkoholisierter aber definitiv wütender großer Mann. Die Unbekannte verschwand regelrecht hinter den breiten Schultern und im dämmrigen Licht ließ sich nichts weiteres als der Ledermantel erkennen. Trotz körperlicher Unterlegenheit mit sehr selbstsicherer und leicht genervter Ausstrahlung. Zwei Optionen, ziemlich binär. Raushalten, keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, kein Risiko, kein (Informations- ) Gewinn. Eingreifen, ungewollte Aufmerksamkeit, Chance auf Informationen. Innerhalb eines Bruchteiles einer Sekunde entschied er sich einzugreifen.
Seine Neugierde war zu groß. Für einen kurzen Moment hasste er sich dafür. Kurz stellte er sich die Frage, zu welchen Gunsten er eingreifen sollte, doch er verwarf der Gedanken so schnell er gekommen war. Direkt und schnell, aber noch unbemerkt, schlüpfte der junge Mann durch die Menge Schaulustiger, taucht plötzlich neben dem grobschlächtigen Mann auf, dessen Gesicht auf einmal einen merkwürdig verschlafenen Ausdruck annahm und legte in einer fliesenden Bewegung einen Arm um die Unbekannte. "Ihr beide gebt auch nie Ruhe oder? Na los, troll dich wieder in deine Ecke und trink das Bier aus“, tadelte er den Glatzkopf während er sich mit der Frau Richtung Ausgang bewegte.
I will kill the machine, because it has to be done
Get over what I have been, and then never need to run