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I am the blank page before you...




Platz für Rollenspiele, die nicht nach Aldaval oder Hogwarts passen.

Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Elijah » Mo 27. Mär 2017, 20:41

Elijah hatte ihren festen Griff gemerkt, wie sie sich festhielt, in der Hoffnung, ihn bei sich behalten zu können. Was dachte er da? Sie war eine Hexe. Sie würde so nicht denken. Kurz schüttelte er den Kopf, seine wirren Gedanken, das Wunschdenken ordnend. „Ich kann dir nicht erklären, wie er das gemacht hat. Vielleicht täusche ich mich. Jedoch weiß ich, dass ich nach seiner Berührung sehen konnte, wo du warst.“ Elijahs Stimme war extrem leise, sanft. „Du hast dich nicht gut gefühlt?“ fragte er nachdrücklich. „Es ging mir genauso. Als ich in meiner Wohnung angekommen war, hatte ich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Jedoch ist es jetzt wieder weg.“ Elijah lauschte gespannt ihren Ausführungen über die junge Hexe, welche bezirzt worden war. „Ich war mir nicht bewusst, dass Hexenjäger auch solche Fähigkeiten haben können. Ich hatte einfach zu wenig Kontakt mit diesen.. Wesen.“ Er seufzte. „Interessant zu wissen, dass dieser Tölpel wusste, wie er dich ausser Gefecht setzt, aber so töricht ist, sich mit mir anzulegen.“ Elijah strich sich über seine Brust, über das Loch in seinem Hemd, in dem der Pfahl gesteckt hatte. Seine nackte Brust blitzte hervor, es war nichts von einer Wunde zu sehen.

Danach streifte er durch sein Haar, knackste kurz mit seinem Nacken. Nachdem auch er ihr nach oben gefolgt war, betrat er erst die Veranda vor der Tür, dann die Straße, welche vor ihnen lag, im langsamen Schritt. „Wir sind in Amble.“ Er lächelte sie an, musterte sie von der Seite. Auch wenn sie selbst schon wesentlich besser aussah, tat sie ihm leid. Er zog sich seine Jacke aus und legte die sie über ihre Schultern. Sein weißes Hemd hatte bei all seiner Schlächterei viel Blut abbekommen. Elijah fühlte sich dreckig. Er legte seine Hand in ihre Taille, hinter ihren Rücken, um sie leicht zum gehen zu animieren. „Amble ist circa 500 Kilometer von London entfernt. Ich kann dir nicht sagen, wie er dich hier hinbekommen hat, aber wer weiss.. mit seiner Junghexe ist da ja gefühlt alles möglich.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Einwohner hier kennen diese Hütte, aber sie wussten alle nicht, wem sie gehört.“ Elijah schritt neben ihr her, bis sie weiter in Richtung Dorfmitte gingen. Langsam erblickte man die ersten Häuser, welche einen deutlichen Gegensatz zu London darstellten. Viele Einfamilienhäuser mit Garten und ähnlichem waren zu sehen. In den meisten Häusern brannte nur noch ein sehr schwaches Licht und Elijah wusste genau, wo er zu bleiben vermochte. Am Ende der Straße war ein relativ altes Haus, welches jedoch dennoch tausend Mal besser aussah als das Haus an der Klippe, in dem Aenwynn gefangen gewesen war.

„Wir kommen vor morgen nicht mehr weg, ich denke, die Reise wäre noch viel zu anstrengend für dich. Morgen früh fährt eine Bahn zurück nach London, direkt.“ Er lächelte, zeigte auf das alte Haus, welches vor ihnen lag. „Da drin wohnt eine alte Dame, seit kurzem Witwe. Ich habe sie heute Nachmittag manipuliert, um heraus zu finden, wo ich dieses mystische Haus aus meinen Gedanken finden konnte. Sie war sehr nett und bat mir sogar Essen an, ohne Manipulation“ fügte er grinsend hinzu. „Ich glaube, dort können wir für eine Nacht bleiben.“ Als sie vor dem Haus standen, lauschte er. Die alte Dame sah gerade Fernseh. Er schritt durch das Gartentor nach vorn - „Warte hier“ - und klingelte. Nach ein paar Minuten öffnete die alte Dame. „Ach, Sie sind es“ sagte sie gütig, sehr freundlich. Sie beblickte Elijah mit einer Güte, welche aufrichtig und ehrlich war. „Ja, Ms Baker. Können Sie mich und meine reizende Begleitung für eine Nacht bei sich aufnehmen und uns herein bitten?“ Sie nickte, blickte hinter Elijah. Ihr Blick blieb an Aenwynn heften. „Ihre Freundin sieht aber nicht gut aus.“ sagte sie zögernd. Sie blickte ihn an, für einen kurzen Moment riss sie die Augen auf, nachdem sie seine Blutflecken im Abendlicht erkannte. Elijah unterbrach ihren Schockmoment mit einem scharfen „Bitten Sie uns rein“. Sie schluckte, ihr Ausdruck wurde wieder normal. „Natürlich, kommen Sie rein.“ Elijah drehte sich zu Aenwynn um, wartete auf ihre Reaktion. „Da drinnen wartet ein Bett auf uns. Und eine Dusche. Und vielleicht neue Kleidung“ sagte er witzelnd. Die alte Dame dachte schon längst darüber nach, ob Elijah wohl ein Anzug ihres verstorbenen Mannes passen konnte. Elijahs Grinsen wurde größer.

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von Anzeige » Mo 27. Mär 2017, 20:41

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Leigh » Mo 27. Mär 2017, 21:38

Einen Moment lang musterte sie ihn nachdenklich. Er hatte auch ein beklemmendes Gefühl verspürt? Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Gab es Kräuter, die erst nach Stunden eine solche Wirkung hatten? "Vielleicht hat diese Halb-Veela uns etwas in die Getränke gemischt.. Ich wüsste kein Kraut, das solch eine Wirkung hat, aber auch ich bin nicht allwissend." Sie zuckte nachdenklich mit den Schultern und nahm sich sofort vor, in die Bücher zu schauen, wenn sie wieder in ihren sicheren vier Wänden war. Als er über die Hexenjäger philosophierte, verdüsterte sich sofort wieder ihre Miene. "Soweit ich weiß sind sie zwar ganz normale Menschen, doch jeder von ihnen hat eine besondere Fähigkeit, könnte alles sein. Dieser hier konnte bezirzen, ein anderer könnte vielleicht unglaublich schnell rennen." Sie zuckte mit den Schultern und sah Elijah an. "Ich hatte erst ein mal mit einem zu tun, im frühen 19ten Jahrhundert, aber er schien noch recht frisch in seiner Ausbildung gewesen zu sein. Er hatte keine Chance." Endete sie ihren Vortrag ein wenig lahm.
Während sie gesprochen hatte, bemerkte sie sein eingerissenes Hemd auf Herzhöhe, wollte eine Hand danach ausstrecken, riss sich jedoch zusammen.

Als er draußen vor dem Haus schließlich zu ihr trat, formten ihre Lippen ein stummes 'Amble' nachdem er ihr nannte, wo sie waren. Sie hatte noch nie von einer Stadt mit diesem Namen gehört.
Verlegen zog sie das Jackett vor ihrer Brust zusammen, murmelte einen Dank und sah auf ihre Zehenspitzen hinunter, dem sanften Druck seiner Hand in ihrem Rücken nachgebend und schließlich neben ihm die Straße hinunter gehend. Sie gaben sicherlich ein eigenartiges Bild ab, wie sie dort im dunklen über den Gehweg liefen, blutverschmiert und mit zerrissenen Kleider, jedoch keineswegs panisch oder als hätten sie es eilig. Zum Glück kam ihnen um diese Zeit niemand entgegen.
Auch sie war der Meinung, dass es vermutlich besser war, für heute nicht mehr nach London aufzubrechen. So lies sie sich tiefer in das Dorf hinein führen. Es war eigentlich recht hübsch, mit seinen zumeist sehr gepflegten Vorgärten und den niedlichen Häusern, die irgendwie alle ziemlich gleich aussahen. Den Spielsachen in den meisten Gärten nach zu urteilen schienen viele Kleinfamilien hier zu wohnen. (ooc: ich stelle mir das hier irgendwie vor wie die Straße bei Desperate Housewives xD)

Auf seine Anweisung hin blieb sie am Gartentor stehen und lies den Blick schweifen. Das Haus war nicht mehr im allerbesten Zustand, allerdings konnte man es nicht als heruntergekommen bezeichnen. Der einst weiße Anstrich war ein wenig ergraut und blätterte an einigen Stellen ein wenig vom Holz ab. Der Rasen war nicht unbedingt frisch gemäht, doch in den Beten wuchsen viele bunte Blumen. Aenwynn gefiel es, man fühlte sich irgendwie willkommen.
Schweigend beobachtete sie das kurze Gespräch mit der alten Frau, bemerkte ihren geschockten Ausdruck und wie dieser so schnell wieder verschwunden war, wie er auf ihr Gesicht getreten war. Elijah hatte sie vermutlich manipuliert. Als er sich schließlich zu ihr herum drehte, zögerte sie noch einen Moment, schritt dann jedoch den schmalen Weg entlang und trat neben ihn. "Vorallem das mit der Dusche klingt dann doch sehr verlockend.." murmelte sie ebenfalls grinsend, mit einem Blick an sich hinab. Allmählich begann das Blut zu trocknen und sie fühlte sich widerwärtig.

So trat sie an Elijah vorbei und über die Schwelle. Sie fand sich in einem schmalen Flur wieder, dessen Wände mit Familienfotos nur so zu gehangen waren. Vor ihnen führte eine Treppe in den zweiten Stock hinauf und jeweils Rechts und Links von ihnen ging eine Tür zu weiteren Räumen ab. Dumpfe Stimmen drangen durch die Tür zu ihrer rechten, die Aenwynn schnell als einen Fernseher ausmachte. Die Frau -Ms. Baker- drehte sich zu den Beiden um als sie eingetreten waren. 'Sie werden sicherlich unter die Dusche wollen. Das Bad befindet sich oben, die zweite Tür rechts. Ich habe auch ein Gästezimmer, allerdings gibt es dort nur ein Bett.' kurz musterte sie Aenwynn und Elijah mit einem entzückten Lächeln auf den Lippen. 'Aber das sollte für so ein entzückendes Paar wie sie beide ja kein Problem sein, nicht wahr? Und nun abmarsch meine Liebe.' Sie scheuchte Aenwynn vor sich her und die Treppe hinauf. 'Sie duschen als erste und in der zwischenzeit kann ihr wundervoller Freund mit dabei helfen ein wenig was zu Essen für euch zuzubereiten. Ihr seid sicherlich hungrig.'
Mit einem leicht überrumpelten Grinsen sah Aenwynn zu Elijah. Entzückendes Paar? Kurz suchte sie seinen Blick, doch ehe sie wirklich etwas sagen konnte, wurde sie wieder angetrieben und ergeben stapfte sie die Stufen hinauf.

Während sie die Stufen erklomm und nach dem Bad ausschau hielt hörte sie, wie die Dame unten auf Elijah einredete, konnte jedoch nicht verstehen, was sie sagte. Als sie schließlich die Badezimmertür hinter sich schloss, waren die Stimmen für sie gänzlich verstummt.
Ein leiser Seufzer kam über ihre Lippen als sie sich in dem altbackenen Bad umsah und letztendlich auf die Dusche zuschritt, sich noch währenddessen von ihren dreckigen Kleidern befreiend. Eher schlecht als recht legte sie ihre Kleider zusammen und trat dann in die Dusche um wenige Momente später angenehm warmes Wasser über ihre Haut perlen zu lassen. Eine Weile beobachtete sie wie Hypnothisiert das Blut welches vom Wasser wieder aufgeweicht und davon gespült wurde, ehe sie sich von dem Anblick los riss und damit begann sich ordentlich zu waschen.
Es dauerte eine ganze Weile ehe sie wieder gänzlich sauber war und als sie schließlich aus der Dusche getreten war und sich abgetrocknet hatte, sah sie sich unsicher um. Sie hatte nichts anzuziehen, denn sicherlich würde sie ihre verdreckten Kleider nicht wieder anziehen. Ein paar Augenblicke haderte sie mit sich, ehe sie sich kurzerhand das Handtuch umwickelte und sich auf den Weg hinunter machte.

Im Flur blieb sie noch einmal stehen, zögerte. Von rechts konnte sie das leise blubbern von kochendem Wasser vernehmen, von links die Stimmen von Ms Baker und Elijah. Sich noch einmal vergewissernd, dass das Handtuch alles wichtige bedeckte öffnete sie die Tür zum Wohnzimmer- "Entschuldigen Sie, Ms Baker aber.." Mit aller kraft vermied sie es zu Elijah hinüber zu sehen, strich sich nervös einige Nasse strähnen aus dem Gesicht. "Hätten sie vielleicht etwas anzuziehen für mich? Meine Kleider sind völlig verdreckt.." Sofort sprang die alte Frau auf und eilte auf Aenwynn zu. 'Aber natürlich mein Kind, komm mit, komm mit, wir schauen mal was ihnen passen könnte.' Den Blick auf Elijah vermeidend folgte sie ihr rasch wieder die Stufen hinauf.
Die Auswahl war wirklich bescheiden, doch im Endeffekt fand Aenwynn sich in ein schwarzes Kleid mit Blümchenmuster gehüllt wieder, welches so alt war, dass es an ihr schon fast wieder gewollt stylisch wirkte. Fast. Doch sie wollte sich nicht beschweren, es könnte schlimmer sein und sie war einfach froh, nicht mehr in diesen verkrusteten Klamotten zu stecken.
Als sie schließlich wieder zusammen mit der unentwegt schnatternden Ms Baker ('Sie sehen wirklich bezaubernd aus Schätzchen!' ; 'Wie lange kennen sie und der gute Mr Smith sich denn schon? Sie sind so ein hübsches Paar!' ; 'Hach, als ich noch jung war, es war so aufregen mit meinem Mann..' [...]) hinab zu Elijah begab, fühlte sie sich rundum wohl.
"Zeig mir deine schwarze Seele - die ist, was ich an dir mag."

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Elijah » Mo 27. Mär 2017, 22:15

Elijah lauschte ihren Vermutungen bezüglich der Kellnerin im Chesire Inn. „Diese besonderen Fähigkeiten, von denen du sprichst, finde ich erstaunlich. Solchen niederträchtigen Menschen eine besondere Gabe zu geben, um Unheil zu stiften, das hat etwas...“ Er holte Luft „etwas tragisches, findest du nicht?“ Elijah testete sein Glück und trat dicht hinter Aenwynn hinein ins Haus. Auch er empfand die Wohnung sehr angenehm, wahrlich enthielt sie nicht seinen Stil, jedoch war Gemütlichkeit und Gastfreundschaft genau das, was sie heute Abend gebrauchen konnten. Er war sich bewusst darüber, dass Ms. Baker ihn nicht hinein gelassen hätte, hätte er sie nicht manipuliert. Jedoch nahm er es sich vor, mit ihr einen schönen Abend zu verbringen, so dass es zwar gegen ihren eigentlichen Willen und doch angenehm war. Elijahs verschmitztes Grinsen schmückte erneut seine Lippen, als er den Worten der alten Damen lauschte. 'Ein Pärchen, soso.' Am besten gefiel ihm die Tatsache, wie sie Aenwynn kuschte, damit das junge Fräulein sich sauber machen würde. Aenwynn warf ihm einen kurzen Blick zu, bis sie mit nach oben ging. Als Ms. Baker ohne Aenwynn die Treppe hinunter kam, lächelte sie Elijah an. „Wie ist Ihr Name?“ fragte er sanft. „Elizabeth, nennen Sie mich Liz“ sagte sie freundlich. „Okay, Liz, ich weiß, es gibt dort hinten ein Gästebad. Ich würde mich gerne etwas waschen. Und ihr Angebot annehmen.“

Elizabeth blickte kurz verdutzt, bis sie verstand, was er von ihr wollte. Den Anzug, an den sie gedacht hatte. Sie schritt erneut nach oben und verschwand für kurze Zeit in ihrem Schlafzimmer. Elijah vernahm die Geräusche aus der Dusche. In seinem Kopf stellt er sich vor, wie Aenwynn sich wusch. Im nächsten Moment schritt er Richtung Gäste-Wc, trat ein. Der Raum war relativ groß, für eine Person völlig ausreichend. Er entkleidete sich bis auf seine Boxershorts, wusch sich sein Gesicht. Als er klopfte, öffnete er die Tür und nahm einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd entgegen. „Es tut mir leid, falls er Ihnen zu groß ist.“ Elijah nickte freundlich, schloss die Tür. Für einen kurzen Moment blickte er in den Spiegel, die Lichtquelle in dem Gästebad war relativ schwach, sie warf mehrere Schatten auf Elijahs Gesicht. Die negativen Gedanken versuchten die Oberhand zu gewinne, doch Elijah wich seinem Spiegelbild aus und zog sich weiter an. Als er heraus trat, hörte er, dass Aenwynn immer noch am duschen war. Elijah sehnte sich nach einem Bad, einem langen, heißen Bad. Nach seiner Badewanne, in seiner... Er beendete den Gedanken nicht. Kurz flackerte die Wut in ihm auf. 'Das hat doch keinen Sinn' sagte er sich selbst.

Nach dem er sich frisch gemacht hatte und seine Kleidung wechselte, ging er zu Liz in die Küche, welche das Gemüse schnippelte. „Was werden wir essen?“ fragte er sanft, stellte sich neben sie, seine Finger berührten sanft die ihren und er nahm ihr das Messer aus der Hand. Er schätzt sie Mitte 70, ihre Finger hatten leichte Beulen, welche ihn an Gicht erinnerten. Ihr Gesichtsausdruck war etwas schmerzlich und auch ihre Gedanken wirkten sehr negativ, während sie die Arbeit machte. Sie hatte wahrlich Schmerzen in ihren Gelenken. „Lassen Sie mich das machen“. Sie blickte ihn an, lächelte traurig. „Sie sind zwar ein junger und durchaus attraktiver Mann, aber ich kann das noch gut alleine.“ Sie lachte schwach, doch Elijah hielt das Messer fest umklammert. Er sah die geschälten Kartoffeln auf der Anrichte. „Kochen Sie die Kartoffeln, Liz.“ Sie nickte erneut und für einen kurzen Moment bildete sich Elijah ein, sie würde dankbar scheinen. „Wir essen Kartoffeln mit gedünsteten Gemüse und ich habe noch zwei Steaks über. Ich möchte keines, schließlich habe ich heute Mittag schon gegessen und es ist recht spät, mir reicht etwas Gemüse. Ich muss auf meine Figur achten.“ Elijah lächelte. „Das klingt gut“ erwiderte er. Er schnippelte das Gemüse, fing an, es anzubraten, nach dem er auch das Fleisch in die Pfanne gelegt hatte.

Sein Lächeln verstärkte sich, als er Aenwynn die Treppe herunter kommen hörte. Er wusste sofort, dass sie in einem Handtuch eingewickelt war, denn er war selbst gut genährt und so war es ihm möglich, selbst die einzelnen Wassertropfen zu hören, welche auf ihre nackte Haut perlten. Er drehte sich zur Wohnzimmertür, bevor sie diese öffnete, und blickte sie direkt an, als sie dort stand. Ihr Blick wich ihm jedoch konsequent aus. Liz, welche sich mittlerweile gesetzt hatte, sprang sofort von ihrem Stuhl auf und ging mit Aenwynn nach oben. Elijah kochte das Essen fertig und wartete nur noch auf die beiden Damen. Er hatte den Tisch gedeckt, welcher relativ klein war und direkt neben der Küchenzeile stand. Vermutlich hatte Liz hier immer mit ihrem Mann gesessen. „Wie heißen Sie?“ hörte er sie Aenwynn Fragen. „Ich habe es Mr. Smith schon angeboten, nennen Sie mich Liz, mein Kind.“ All ihre Bemerkungen über eine Beziehung oder über ihr Leben, Elijah empfand sie zwar als witzig, doch irgendwo tief in ihm empfand er eine leichte Traurigkeit. Ein Menschenleben war so kurz.. man verbrachte so wenig Zeit mit der Person, die man liebte. Elijah atmete tief ein. „Ich bin fertig mit dem Essen.“ Die beiden Damen waren mittlerweile in der Stube. „Liz, setzen Sie sich“ sagte er aufmerksam, zog einen Stuhl zurück und die Dame setzte sich. „Danke, Danke..“ wiederholte sie leise. „Sagen Sie mir doch, wo Sie beide sich kennen gelernt haben?“ Ihr Blick schwankte zwischen Aenwynn und Elijah. 'Oh nein'. Er lächelte höflich, hoffte jedoch, dass die beiden bald allein waren und sich über all die Sachen unterhalten konnten, die offen im Raum standen. Und auch wenn er es sich nicht gerne eingestand, er war verdammt müde gewesen. "Möchtest du dich setzen, Liebling?" sagte er grinsend zu Aenwynn und bot ihr den zweiten Platz neben Liz an.

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Leigh » Mo 27. Mär 2017, 22:52

Liz gegenüber hatte sie sich als Aenwynn vorgestellt während sie wieder auf dem Weg hinunter in die Küche waren ('Aenwynn? So ein altertümlicher Name, sehr schön, wirklich sehr schön! Ihre Eltern hatten Geschmack!') und als sie wieder zusammen in die Küche traten huschte ihr Blick sofort zu Elijah. Ihr fiel auf, dass er einen anderen Anzug trug. Er passte ihm nicht schlecht, doch sofort merkte man, dass er auf jemand anderen zugeschnitten war. Die Ärmel waren einen tacken zu Lang, die Schultern für einen etwas korpulenteren Mann ausgestellt. All dies änderte jedoch nichts an der Tatsache, das er gut aussah. Wie er es bisher immer getan hatte, wenn sie ihn gesehen hatte. Dies konnte sie selbst seit heute nicht mehr unbedingt von sich behaupten.
Lächelnd beobachtete sie, wie er Liz den Stuhl zurecht rückte. "Es riecht wirklich wunderbar. Ich merke jetzt erst, wie hungrig ich wirklich bin." Lächelnd ging sie um den Tisch herum und setzte sich auf den Platz den Elijah ihr anbot, das Lächeln nun viel mehr ein Grinsen. "Danke.." murmelte sie und knuffte ihn sanft in die Seite, ehe sich ihre Aufmerksamkeit Liz zuwendete. Wie sie sich kennen gelernt hatten.

"Oh Liz, das ist eine ganz entzückende Geschichte." Kurz grinste sie Elijah zu, ehe sie sich der alten Dame zu wandte, die sie interessiert und aufmerksam ansah. "Ich habe ihn auf einem vollen Platz ganz allein auf einer Bank sitzen sehen. Der Platz war laut und lebhaft, doch er saß dort, ganz in Gedanken vertieft und wirkte so.. traurig. Irgendwie einsam." Sie lächelte kaum merklich. "Er ist mir sofort aufgefallen und ich wollte diesen Ausdruck ändern, wollte das er fröhlicher in die Welt blickte." Die Wangen der Alten färbten sich ein wenig rot vor Aufregung und sie klatschte ein, zwei mal erfreut in die Hände. 'Oh Kindchen, das ist so herzallerliebst. Wussten Sie es da schon? War es liebe auf den ersten Blick? Hach das ist ja so aufregend.' sie strahlte und sah zwischen Elijah und Aenwynn hin und her, ehe sie wieder Aenwynn anblickte. Diese hatte nicht mit so einem Überschwung an zuspruch gerechnet, so dass sich nun auch ihre Wangen rot färbten, als sie kurz zu Elijah und dann wieder zu Liz sah. "Ich.. nun.. " Sie räusperte sich kurz und fing sich wieder. "Ja, ich denke das war es. Und es fühlt sich bis heute noch so an, als wäre es erst gestern gewesen, das ich ihn dort hab sitzen sehen." Nun sah sie wieder zu Elijah, grinsend.
Wie viel davon war der dramatischen Geschichte zugeschrieben und wie viel davon meinte sie wirklich ernst? Sie würde es ihm nicht sagen. Stattdessen griff sie kurz nach seiner Hand und drückte sie, musste tatsächlich leise kichern. "Nicht wahr, Liebster?"

Erfreut erhob Liz sich, hatte scheinbar wieder völlig vergessen, dass sie sich eben erst wieder gesetzt hatte und begann beflügelt von dieser Geschichte damit, Essen auf Teller zu geben und reichte Elijah und Aenwynn die ihren, ehe sie sich mit dem eigenen wieder setzte.
Das Essen selbst war eher etwas schweigsam, jedoch nicht unangenehm und als sie schließlich geendet hatten, erhob Liz sich nach wenigen Minuten und zog sich mit einem vielsagenden Blick und einem 'Ich werde dann mal schlafen gehen, es ist schon spät für eine alte Frau wie mich. Fühlen Sie sich wie zu Hause, das Gästezimmer ist oben die erste Tür links.' aus der Küche zurück. Schweigend lauschte Aenwynn den Schritten der alten Frau wie sie schwerfällig die Treppe empor stieg, ehe sie sich Elijah zu wandte "Hinreißend, dieser Anzug." Sie schmunzelte und strich dann über den Stoff ihres eigenen Kleides. "Wir sehen beide aus, als hätte man uns einen Verjüngungstrank eingeflöst und wir wären noch in den Kleidern unserer 60Jährigen, menschlichen Körper." Sie schmunzelte bei dem Gedanken.

Hier in dieser Küche, zusammen mit Elijah bei einem Abendessen fühlten sich die Geschehnisse des Tages so fern an, als wäre es schon Jahre her, dass sie beinahe in diesem Keller gestorben wäre und nicht erst etwa zwei Stunden. Einiges trug vermutlich auch das Vampirblut dazu bei. Langsam jedoch griffen die Erinnerungen mit kalten Fingern wieder nach Aenwynn und kurz erschauderte sie.
"Weshalb bist du her gekommen..?" murmelte sie nun, den Blick auf ihre verschränkten Hände gesenkt, die vor ihr auf der Tischplatte lagen. "Ich meine.. Hunderte Kilometer von London entfernt für jemanden den du nicht kennst?" Kurz sah sie auf, jedoch schnell wieder auf ihre Hände. "Ich meine, versteh mich nicht falsch. Ich bin dir dankbar, wirklich. Ich verstehe es nur nicht." Schloss sie schließlich und schwieg dann, abwartend.
"Zeig mir deine schwarze Seele - die ist, was ich an dir mag."

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Elijah » Di 28. Mär 2017, 09:28

In der Luft lag ein Hauch des Parfums der alten Dame, welches ihn stark an das Chanel Nummer 5 erinnerte. Mary trug öfters dieses Parfum, welches er immer recht schwermütig und zu intensiv empfand für eine junge Frau, doch Liz roch einfach wunderbar. Elijah fixierte sich auf seine Sinne, schließlich war die Gefahr noch lange nicht vorüber. Doch er konnte nichts hören, in Amble war die Nachtruhe eingekehrt. Die letzten Kinder waren schon ins Bett gebracht worden. Er lauschte Elizabeths Frage und blickte zu Aenwynn. Diese schenkte ihm einen freundlichen Blick und begann freudestrahlend – er war sich nicht sicher, welche der beiden Damen sich mehr über diese Geschichte freute – zu erzählen, wie er sie kennen gelernt hatte. Liz's Gedanken spielten verrückt und Elijah war erstaunt darüber, an was selbst ältere Damen noch dachten.. sichtlich peinlich berührt wollte Elijah sie unterbrechen, als sie ihre Frage bezüglich der Liebe auf den ersten Blick stellen wollte, doch er war zu langsam und wahrlich wollte er nicht unhöflich sein.

Er bemerkte die Röte in Aenwynns Wangen, doch jetzt musste Elijah sich ein kurzes Lachen verkneifen. 'Da bist du wohl baff' dachte er sich, behielt den Gedanken jedoch für sich. Als sie ihren letzten Satz zu ihrem kleinen Märchen erzählte und ihre Hand die seine berührte, spürte Elijah einen kurzen, kalten Stich. Auch wenn Aenwynn versuchte glücklich zu sein, er konnte diese Freundlichkeit nicht annehmen. Er ließ seinen Blick zwischen Aenwynn und Liz schweifen, bis er das Wort erhob. „Ja, es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen, noch richtig frisch.“ Bei dieser Bemerkung trat das Schmunzeln zurück auf seine Lippen und er holte tief Luft. Diese Stille machte ihn nervös, sie dauerte nicht mal eine Minute, doch Elijah dankte Liz innerlich, als sie endlich aufstand und das Essen verteilte. Elijah schmeckte es vorzüglich, doch er wusste, wie gut er kochen konnte. Gedanklich lobte er sich selbst und auch wenn er nicht wusste, was Aenwynn dachte, Elizabeths Gedanken hüpften vor Freude. Er hatte eine Pfeffersoße zu dem Essen gemacht, welche die Lieblingssoße von Elizabeths Mann gewesen war. Elijah fühlte sich nicht schlecht, nur weil er ihre Gedanken gelesen hatte, schließlich konnte er sich nicht entscheiden, was man dazu hätte essen können und so konnte er ihr einen schönen Abend machen. Als sie aufstand, nickte er ihr zu. „Danke, Liz.“ Sie lächelte. „Oh, ich habe zu Danken!“ Sie trottete relativ langsam die Treppe hoch, Elijah lauschte, wie sie die Tür hinter sich schloss, als sie ins Schlafzimmer gegangen war. „Wäre dein Kleid etwas kürzer, wäre das doch sogar ganz schön.“ Er grinste. „Aber ich muss gestehen, James war wirklich gut gebaut für sein Alter.“ Elijah deutete auf seinen Gürtel, welcher die Anzughose an seinen Körper presste und lachte.

Diesen plötzlichen Stimmungswechsel bemerkte Elijah nicht sofort, schließlich war er noch zu fixiert darauf, dass Liz auch wirklich schlafen gegangen war. Als er jedoch den Lichtschalter hörte, widmete er Aenwynn seine volle Aufmerksamkeit. Elijah lauschte ihren Fragen und für einen kurzen Moment haderte er damit, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Würde sie es verstehen? Sein Misstrauen? Genervt blickte er nach oben, wich ihrem Blick aus. Seine Stimmung verdunkelte sich schlagartig. Er hauchte leise ihren Namen, blickte sie an, jedoch senkte sie ihren Blick sofort zurück auf ihre Hände. „Also...“ Er stockte, schlussendlich entschied er sich doch für die Wahrheit. „Du musst verstehen, ich wurde mein Leben lang verfolgt. Von Hexen, Vampiren, Vampirjägern, Werwölfen. Eigentlich allem, was diese Welt zu bieten hat.“ Er lehnte sich nach hinten. „Sie hatten alle keine Chance und doch waren sie dumm genug, es zu probieren.“ Er schlug seine Beine übereinander, nachdem er etwas nach hinten gerückt war. Seine linken Finger fuhren über das Besteck, er brauchte Ablenkung. „Ich bin heute morgen aufgewacht und wollte weg von dir. Es fühlte sich falsch an.“ Mit einem Ruck stand er auf. „Ich brauche Wein, irgendetwas.“ Er durchsuchte die Schränke, bis er nach kurzer Zeit eine Flasche Trempanillo fand. „ Spanischer Rotwein“ flüsterte er. Er nahm zwei - leicht verstaubte - Weingläser aus der Glasvitrine, stellte sie auf den Tisch, brach die grüne Flasche mit einem kurzen Knack zwischen Flaschenhals und Körper auf, setzte sich wieder auf seinen Stuhl, schenkte ein. „Jedenfalls fuhr ich zurück zu meinem Penthouse, was mich einige Zeit kostete.“ Er nippte an seinem Glas. „Probier ihn“ sagte er befehlend, bis ihm auffiel, dass seine Manipulation sowieso nicht funktionieren würde. „Also, wenn du möchtest“ fügte er schnell hinzu.

Er seufzte, stellte das Glas ab, fuhr mit beiden Händen an seine Schläfen und hielt seinen Kopf. „Dort fand ich das totale Chaos vor, man hat mir meine Wertsachen gestohlen, meine ganzen Bücherregale umgeworfen, alles zerstört, es sah schlimm aus“ erzählte er weiter. Er musterte Aenwynn. „Hinzu kam folgender Punkt: Je weiter ich mich von deiner verdammten Wohnung entfernte, desto schlechter ging es mir. Anfänglich war es ein Druck auf der Brust, geendet hatte es damit, dass ich zu schwitzen begann. Das ist ziemlich.. seltsam, für einen Vampir, findest du nicht?“ Kurz lächelte er, doch dann verfinsterte sich seine Miene sofort. „Ich dachte, du hast mich mit dem Blut vergiftet.“ Erneut blickte er sichtlich genervt an die Decke, für einen ganz kurzen Moment stieg Scham in ihm auf. Doch eigentlich wusste er, jedes Misstrauen wäre eigentlich normal gewesen, sie war eine Hexe und er ein Vampir. „Deswegen bin ich zurück zu deiner Wohnung gegangen. Ich wollte dich zur Rede stellen. Mit ein paar Umwegen.“ Marys Gesicht flackerte in seinem Gedächtnis auf. „Und als ich dann da stand, wusste ich nicht, wie ich da rein kommen soll. Bis mir dein Kater Einlass gewährte, so gut es irgendwie ging.“ Elijah sah sie an. „Salem wirkte zerzaust und total aufgewühlt.“ Elijah nippte weiterhin an seinem Glas. Er merkte den Alkohol erst nach dem dritten Glas, welches er in kurzer Zeit, in wenigen Minuten, geleert hatte. Langsam hob und senkte er seinen Brustkorb. „Bis mir dein Dämon...“ Er wusste, sie würde ihm das nicht glauben. „Ich weiß nicht, wer oder was mir gezeigt hat, wo du bist. Aber ich wusste, du bist in Gefahr. Und dein Seelendämon sah aus, als wäre er aus dem Krieg gekommen.“ Elijah lachte kurz auf. „Da wusste ich, wenn es diesem Knilch schlecht geht, wird das schon stimmen, was mir da gezeigt wurde. Warum solltest du Salem schließlich verletzen? Ich bin zwar nicht so vertraut mit dem Wesen einer Hexe, aber was Salem ist, für dich oder sollte ich sagen – welcher Teil von dir - ist mir bewusst.“ Elijah wippt leicht hin und her. „Ich hätte weg bleiben können, natürlich. Aber irgendwie dachte ich, ich muss kommen.“ Elijah hoffte, sie würde verstehen, ihm erklären können, woher das alles kam. „Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ Er schluckte. „Was hat dir dieser Hexenjäger gesagt? Er kannte mich schließlich.“ sagte er, seine Finger fuhren kreisend die Oberkante seines Glases nach.

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Leigh » Di 28. Mär 2017, 17:43

Das Essen war wirklich gut. Aenwynn konnte nicht leugnen, dass sie jeden ein wenig beneidete, der gut Kochen konnte. In ihren 350 Jahren auf dieser Erde hatte sie sich nie großartig um das Kochen geschert, dementsprechend war sie auch nicht sonderlich gut. Natürlich, sie konnte einfache Grundgerichte und Nudeln brannten ihr nicht im Topf an, doch eine solch vortreffliche Pfeffersauce ohne irgendeine Hilfe? Unvorstellbar für sie.
Als sie schließlich aufgegessen hatte und Liz sich verabschiedet hatte, war die Stimmung beinahe etwas beklemmend. Es schien, als lägen viele unausgesprochene Dinge zwischen ihnen seit er am Morgen verschwunden war. So lauschte sie seinen Ausführungen über die Verfolgungen, hielt den Blick konstant auf ihre Finger gesenkt. Sie ahnte schon, worauf das hinaus laufen würde. Nicht ein Mal hob sie ihren Blick, nicht einmal als er aufstand, die Schränke durchwühlte und schließlich ein Glas vor ihr abstellte. Der Manipulierunsgversuch prallte an ihr ab, hinterließ nur ein allzu leichtes kribbeln an einem Punkt hinter ihrer Stirn. Noch immer sah sie jedoch nicht auf, man merkte ihr keinerlei Regung an, sie hörte nur zu.

Erst als er über seine verwüstete Wohnung sprach, flackerte ihr Blick für einen Moment zu ihm hinüber. Mittlerweile sollten ihre Augen nicht mehr weiß sein, sollten wieder in dem dunklen Grün strahlen welches er sonst von ihr kannte, obgleich keinerlei Ausdruck in ihrem Blick lag. Nur ganz kurz sah sie ihn an, ehe ihr Blick wieder auf ihre verschränkten Finger gelenkt wurde.
Als er es dann schließlich aussprach, das, was sie schon die ganze Zeit vermutete, traff es sie dennoch. Wie wusste nicht einmal weshalb. Er hatte ihr misstraut. Natürlich hatte er das. Sie war eine der vielen Huren des Teufels. Wieso sollte er nicht? Vor allem bei der Vorgeschichte von Vampiren und Hexen. Doch noch immer regte sie sich nicht, ließ keinerlei Emotionen über ihr Gesicht zucken, saß nur da und blickte ausdruckslos hinab. Warum nur störte es sie so? Kurz räusperte sie sich, versuchte den Klos in ihrem Hals los zu werden, doch es brachte nichts. So regte sie sich nun also zum ersten Mal, griff nach dem Weinglas und trank es in einem Zug leer. "Etwas" zu heftig setzte sie es wieder auf die Tischplatte ab und sogleich zersplitterte es. Es war ein Wunder, dass sie sich nicht an den Scherben schnitt.

Reflexartig erhob sie sich, lief zur Spüle und nahm ein paar Kleenex-Tücher um die Scherben aufzusammeln. Noch immer blickte sie Elijah nicht an, sagte nichts, wollte nichts sagen.
Sie war gekränkt und sie kannte sich. Würde sie jetzt etwas sagen, würde sie es später bereuen. Entweder weil sie zu harsch war oder zu emotional. Also presste sie kaum merklich die Lippen zusammen, sammelte die letzten Scherben auf und schmiss sie in den Müll. Magie zu verwenden kam ihr irgendwie gar nicht in den Sinn, außerdem tat ihr die Ablenkung gut. Schließlich atmete sie tief durch, setzte sich wieder auf ihren Platz neben Elijah und blickte ihn zum ersten Mal seit er angefangen hatte zu sprechen an. Ihre Miene war aalglatt. "Es sollte unmöglich sein, dass Salem dich so einlässt. Aber vielleicht war es ihm möglich weil wir sonst beide gestorben wären." Eine trockene Theorie. Sie lehnte sich zurück, überschlug die Beine, verschränkte ihre Hände im Schoß, ihn noch immer völlig unbeteiligt anblickend. "Er war wegen mir hier. Er wollte sich scheinbar nur dein hohes Kopfgeld direkt mitnehmen. Er hatte uns am Golden Square gesehen." Daraufhin trat ein unangenehmes Schweigen ein, jedenfalls von ihrer Seite, ehe sie sich plötzlich erhob.

"Ich bin müde." Dann wandte sie sich ab, verließ den Raum und eilte die Stufen hinauf. Kaum hatte sie das Gästezimmer betreten, kaum war die Tür hinter ihr zu gefallen, da fiel auch die kühle Maske ab. Bis zum vorigen Zeitpunkt hatte sie nicht einmal bemerkt, dass Elijah schon einen kleinen Platz in ihrem Herzen eingenommen hatte, war es immerhin auch völlig absurd. Wie war es dazu gekommen? Wieso hatte es sich für sie so.. richtig angefühlt? ~Ich bin heute morgen aufgewacht und wollte weg von dir. Es fühlte sich falsch an.~ hallten seine Worte noch einmal durch ihren Kopf. Leicht musste sie lachen, ein Lachen ohne Freude. Noch immer stand sie an der Tür, die Hände hinter ihrem Rücken noch am Türknauf, so blickte sie auf.
Ihr gegenüber stand eine Kommode und darüber hing ein alter, goldener Spiegel, vermutlich sehr schwer und sehr wertvoll. Trotz der Entfernung sah sie das düstere Grinsen auf ihren Lippen, den kühlen Ausdruck in den weißen Augen (In Spiegeln & auf Fotos sind sie immer weiß). Weshalb ihr auch vertrauen? Wer traute schon jemandem der -mehr oder minder freiwillig- seine Seele verkaufte, das einzige was einen Menschen ausmachte? Langsam entfernte sie sich von der Tür, ging auf den Spiegel zu, bis sie direkt davor stand, sich genauer betrachtete. Noch nie hatte sie gemocht was sie dort sah, hatte schon viele male die entscheidende Nacht in Salem verflucht.

Ein paar Atemzüge lang sah sie sich einfach nur an, überschwemmt von negativen Gefühlen, ehe der Spiegel plötzlich einen Riss bekam, ausgehend von ihrem Gesicht und sich in alle Richtungen ausbreitend. "Wie passend." Leise lachte sie. Natürlich war es ihre Magie gewesen, die dies vollbrachte, hatte sie sich ein wenig zu sehr gehen lassen.
So kniff sie sich in die Wangen, zwang sich zu einem fröhlichen -falschen- Lächeln und wandte sich dann ab. Wenn sie wieder in London waren konnte sie alles hinter sich lassen, bis dahin würde sie einfach so fröhlich tun wie immer.
Mit diesen Gedanken ließ sie sich auf die rechte Seite des großen Bettes in der Zimmermitte sinken, strich einige male über die geblümte Decke, ehe sie ihre kalten, nackten Füße darunter schob und so mit leicht angezogenen Knien auf dem Bett sitzen blieb. Müde war sie gerade eigentlich gar nicht.
"Zeig mir deine schwarze Seele - die ist, was ich an dir mag."

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Elijah » Di 28. Mär 2017, 20:25

Elijah spürte diese dunkle Aura, welche in der Luft lag, doch er bereute es nicht, ihr die Wahrheit gesagt zu haben. Er hasste es zu lügen. Eigentlich wusste er, er hatte sich nicht schuldig zu fühlen, schließlich war diese natürliche Feindschaft zwischen Hexen und Vampiren alltäglich, seit Jahrhunderten, es lag nicht an ihr speziell, und er hoffte insgeheim, sie wusste dies auch. Doch all ihr Handeln wirkte nicht so, als würde sie ihm Verständnis entgegen bringen. Warum auch? Sie hatte ihm gestern Abend ihr Vertrauen bewiesen, in dem sie ihn in die Wohnung ließ. Aber er konnte nicht einfach Vertrauen entgegenbringen, dafür war er viel zu oft getäuscht worden, selbst von seiner eigenen Familie. Elijah zog die Luft harsch durch die Nase ein, versuchte ruhig zu bleiben, auch als sie das Weinglas zerbrach. Es ging ein kurzer Schauder über seinen Rücken. Er blickte ihr nach, als die die Scherben weg räumte. Als sie sich endlich wieder setzte, war ihr Blick kalt, zumindest empfand der Urvampir es so, schließlich war keine freundliche Regung auf ihrem Gesicht zu sehen. Er hörte ihr zu, doch ehe er wusste, was er hätte sagen können, war sie schon aufgestanden und gegangen.

Er fühlte sich hintergangen, in eine Rolle gedrängt, die ihm nicht zustand. Seine Miene verdunkelte sich. Er war extra hier her gekommen, hatte sie gerettet, sich um sie gekümmert, er hätte sie auch einfach sterben lassen können. 'Nein, hättest du nicht' versicherte ihm die restliche Menschlichkeit, die in ihm steckte. Er streckte sich, viele seiner Knochen knackten, bis seine Aufmerksamkeit plötzlich einem Geräusch der oberen Etage galt. Splitterndes, reißendes Glas. Elijah stand sofort auf und im nächsten Moment stand er oben vor der Tür, lauschte, seine Hände fuhren leise über die Tür, zu feige, sie zu berühren, geschweige denn zu öffnen. Konzentriert blieb er stehen, bis er bemerkte, dass niemand anderes im Zimmer war, außer Aenwynn. Plötzlich ging die Tür hinter ihm auf und für einen kurzen Moment erschreckte sich Elijah sichtlich, bis er bemerkte, dass es Liz war, welche hinaus kam. „Oh, ich wollte nur kurz ins Bad.“ Elijah lächelte sie leicht irritiert an. „Suchen Sie Ihr Zimmer?“ fragte sie mit müder Stimme, etwas abwesend. Elijah zuckte die Schultern. Elizabeth öffnete die Badezimmertür, ging kurz hinein. Elijah lehnte sich leicht an die Zimmertür, unwissend, ob Aenwynn mitbekommen hatte, dass er vor der Tür stand. Er atmete ruhig. Elizabeth kam nach ein paar Minuten zurück, blickte ihn an. „Sie sollten schlafen gehen, es ist spät. Aenwynn ist glaube ich auch schon im Bett.“ Elijah nickte nur, blickte sie an. Sie erwiderte das Nicken und ging zurück in ihr Zimmer. Er drehte sich zurück zur Tür, bis er sie mit einem Ruck öffnete und Aenwynn auf dem Bett sitzen sah. Sie hatte ihre Beine leicht angezogen. Er blickte von ihr zum Spiegel, welcher tausend Risse hatte.

„Warst du das?“ fragte er sanft, nicht vorwerfend. Er trat ein. Erst überlegte er, wohin er sich setzen sollte und obwohl er wusste, dass das Bett groß genug war, um sich neben sie zu setzen, wollte er ihr nicht zu Nahe kommen, es war nicht seine Art, jemanden so zu bedrängen. So schloss er die Tür hinter sich, lehnte sich an diese und liess sich an der Tür langsam nach unten gleiten, bis er dort saß, von unten auf ihre etwas erhöhte Position blickend, als würde er zu ihr aufsehen. Er war sichtlich hilfslos, denn es fiel ihm schwer, mit Menschen zu kommunizieren, deren Gedanken er nicht lesen konnte. Diese Begebenheit kam so selten vor, dass er wirklich unbeholfen war. „Ich verstehe, dass es dir nicht passt, dass ich dir misstraute.“ Er setzte sich in den Schneidersitz, beblickte seine Beine. „Ich meine, dir ist es wichtig, dass ich dir vertraue“ säuselte er. „Aber hast du vielleicht mal einen Gedanken daran verschwendet, dass ich in meinen 1000 Jahren öfters betrogen wurde, so dass ich es nicht einmal mehr an einer Hand abzählen kann?!“ Sein Ton wurde ernst. „Ich hätte auch einfach lügen können. So etwas mache ich jedoch nicht!“ Seine Stimme wurde zusätzlich lauter. „Du redest mit mir, als wäre ich ein Schwerverbrecher, als hätte ich dich geschändet, du blickst mich an, so kalt.“ Er redete sich in Rage, schließlich bemerkte er, wie sein Blut pulsierte. „Das ist einfach unverschämt.“ Mit einem Schwung stand er auf, blieb direkt vor dem Bett stehen. Seine Vampiradern bildeten sich unter seinen Augen. Mit der nächsten Bewegung saß er auf dem Bett, war direkt vor ihr, kniete halb.

Er wollte ihre Hände packen, zog sie mit einer unglaublichen Kraft direkt auf sein Gesicht. Es schmerzte ihn kurzzeitig, bis er sich zusammenriss und sich seiner herrschenden Gier hingab, welche seine Augenfarbe veränderte, seine Vampirzähne bildeten sich aus, doch er presste ihre Hände auf sein Gesicht, so dass sie es spüren konnte. „Ich hätte dich da unten töten können, als du dort lagst, ich hätte dich einfach umbringen können, dir all dein Blut nehmen können, dich köpfen können, verbrennen.“ Er sah sie an, sein Gesicht wirkte verzerrt vor Schmerz, schließlich pulsierte in seinem Hinterkopf der Gedanke, ihr seine Zähne in den Hals zu rammen. „Doch ich tat es nicht, weil ich etwas empfinde für dich, eine Art Schutzinstinkt, Zuneigung, ich kann dich nicht töten, ich könnte dich nie richtig verletzen.“ Im nächsten Moment wurde sein Gesicht sofort wieder normal. „Ich will dir vertrauen, Aenwynn“ flüsterte er sanft. Er lies ihre Hände los. „Ich bin wie ein Kind, welches lernen muss, zu vertrauen.“ Er blickte sie an, doch sein Gesicht wirkte traurig, er senkte den Kopf und rückte ein Stück zur Seite, abwartend.

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Leigh » Di 28. Mär 2017, 22:48

Sie hatte noch nicht lange so da auf dem Bett gesessen, als sie gedämpfte Stimmen vor der Tür vernahm, Elijah und Ms Baker. Sie verstand nicht, was sie sagten, doch vermutlich war es nur Smalltalk, denn recht bald war es schon wieder vorbei und es herrschte wieder Stille auf dem Flur. Nachdenklich zog sie das Blumenmuster auf der Decke mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand nach, als Elijah plötzlich ins Zimmer platzte. Erschrocken fuhr sie zusammen, hob den Kopf ruckartig von den Knien und sah irritiert zu ihm hinüber. Kurz folgte sie seinem Blick vom Spiegel. "Ich fürchte ja." murmelte sie und mit einer Handbewegung krochen die Risse wieder zurück über die Spiegelfläche, bis er wieder gänzlich heil war. "Das hätte ich spätestens getan, bevor wir morgen abgereist wären."
Sie beobachtete, wie er sich auf den Boden gleiten ließ und zu ihr hinüber blickte. Kaum merklich lächelte sie; ein Lächeln welches ihre Augen nicht so recht erreichen wollte. "Ich verstehe dich. Wirklich. Ich bin nun mal eine Hexe, wir sind es nicht Wert, dass man uns vertrauen schenkt." Doch er schien sie gar nicht wirklich zu hören, redete sich in Rage. Mit jedem seiner Worte sackte sie ein wenig in sich zusammen. Natürlich hatte er recht. Sie hätte ihre Gefühle nicht so offenkundig machen sollen. Sie hätte ihm nicht zeigen sollen, dass es sie getroffen hatte, was er gesagt hatte. Er war ihr nichts schuldig. Ganz im gegenteil, er hatte ihr das Leben gerettet und sie dankte ihm mit der kalten Schulter. "Elijah, ich..." setzte sie an, doch da stand er plötzlich vor ihr.

Erschrocken rutschte sie ein wenig auf dem Bett zurück, spürte jedoch sofort das Holz des Rahmens im Rücken. Da packte er auch schon ihre Hände, drückte sie an sein Gesicht. Sie spürte seine kalte Haut und wie sich direkt unter ihren Händen sein Kiefer verformte. Wäre dies nicht so eine intensive Situation gewesen, hätte sie dies vermutlich für durchaus faszinierend gehalten, so jedoch konnte sie sich nicht darauf konzentrieren, stellte es nur am Rande ihres Bewusstseins fest. "Ich weiß.." flüsterte sie auf seine Worte hin, dass er sie dort einfach hätte töten können. Es musste ihn viel Kraft gekostet haben, bei all dem Blut. Ihre Hände zitterten leicht in seinem Griff. Als er sie schließlich los ließ, lies sie sie noch einen kurzen Moment länger auf seinen Wangen verweilen, ehe sie sie vorsichtig zurück zog, ihm dabei mit den Fingerspitzen über die Haut streichend.
"Es tut mir leid." Flüsterte sie kaum hörbar, blickte ihn einen Moment lang an, ehe sie wieder auf das Blumenmuster der Bettdecke hinab blickte, als wäre dies so fesselnd, dass sie ihren Blick einfach nicht davon lassen konnte.

Sie spürte die leichte Verlagerung des Gewichts auf der Matratze, sah im oberen Augenwinkel wie er ein wenig von ihr abrutschte. Sie tat nichts um ihn daran zu hindern. Kurz atmete sie tief durch, ehe sie wieder aufsah, ihm fest ins Gesicht blickte. "Du bist mir nichts schuldig. Ganz im Gegenteil. Ich verdanke dir mein Leben. Wir Hexen mögen Seelenlose Weibsbilder sein, sich für nichts zu dreckig, jedem in den Rücken fallend, aber ich bin nicht so. Nicht bei dir, Elijah." Sie zögerte, kurze zuckte ihre Hand, als wolle sie sie nach ihm ausstrecken, doch dann ruhte sie weiterhin auf der Decke. "Ich könnte es verstehen, wenn du mich meiden möchtest sobald wir in London sind. Wer würde das nicht?" Sie lächelte erneut, wirkte jedoch eher traurig. "Meine Vergangenheit ist nicht von Verrat gesäumt, ich weiß nicht, wie du dich fühlst. Ich war immer allein. Ich habe niemandem auch nur die Chance gegeben, mich ans Messer zu liefern." Sie ließ ihre Worte im Raum schweben, neigte den Kopf auf die Seite und begann wieder damit, mit dem Zeigefinger der rechten Hand über die Bettdecke zu fahren. Irgendwie beruhigte es sie. "Vielleicht sollten wir schlafen.. Es war ein anstrengender Tag." Sie sah ihn an. "Du kannst gerne hier schlafen." kurz strich sie mit der Hand über den freien Platz links von sich. "Aber ich würde es verstehen, wenn du vorziehst es nicht zu tun."
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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Elijah » Di 28. Mär 2017, 23:18

Er atmete tief ein und aus, um sich weiterhin zu beruhigen. Ihrem Zauber bezüglich des Spiegels blickte er neugierig entgegen, fasziniert von dem, was Hexen wirklich konnten. Der Zauber war vielleicht simpel, doch Elijah wünschte sich nichts mehr als das, vergangene Dinge wieder zusammen zu fügen, als wäre nie etwas passiert. Die einzelnen Glasstücke fügten sich wieder zusammen und wurden zu einer glänzenden Oberfläche, als wäre nie auch nur ein Riss vorhanden gewesen. „Jedes Wesen ist es wert, Gehör zu bekommen.“ Er sah sie an, musterte ihre makellose Haut, welche es ihm angetan hatte. „Und du hast gestern bewiesen, dass ich dir vertrauen kann. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe.“ Seine Stimme war zwar ein leises Flüstern, doch erkannte man seine Aufrichtigkeit. Die beiden waren sich ähnlicher als man vielleicht dachte, denn ihr Selbsthass schien unglaublich stark.

Er hatte bemerkt, dass sie kurzzeitig erschrocken war über sein Handeln, doch er wollte ihr zeigen, wie schwer es für ihn war und wie sicher sie sich dennoch sein konnte, über ihn. Er wollte ihr keine Angst machen. Ihr ausweichender Blick erinnerte Elijah an sich selbst, an sein menschliches Ich. Er lauschte ihren Worten, welche sehr ehrlich und zugleich prägend für ihn waren. „Ich werde dich nicht meiden“ sagte er bestimmend, blickte sie weiterhin an. „Dafür bin ich viel zu sehr in deinem Bann.“ Er lächelte leicht. „Mich haben viele Menschen verraten, seien es Bekannte, Liebschaften, Freunde, die eigene Familie. Und letzteres hat mich am meisten verändert.“ Für einen kurzen Moment ließ er seinen Blick schweifen, als hätte er gerade begonnen zu Träumen. Die Türe fixierend, atmete er tief ein, seufzte. „Ich bleibe gerne hier“ sagte er leise, setzte sich etwas näher neben sie. „Wir wollen die Menschen schützen, die wir lieben, indem wir ihnen unsere schlechteste Seite zu erst präsentieren. Doch weißt du, Aenwynn...“ - er strich über ihre Hand, welche auf der Decke kreisende Bewegungen machte - „du verletzt damit den gegenüber und schützt dich selbst nur davor, verletzt zu werden, selbst, wenn du es nicht wirst.“ Er hielt ihre Hand fest umgriffen, seine Finger fuhren über die ihren. „Wenn ich etwas gelernt habe in meinen 1000 Jahren, dann dies, glaub mir.“ Er warf einen letzten Blick auf seine Uhr, welche mittlerweile schon kurz vor Mitternacht zeigte.

Eigentlich musste er nicht schlafen, doch irgendwie war er einfach froh, hier zu sein, diese Schmerzen los zu sein.. und diese Gewissheit, dass niemand wegen ihm gestorben war, sie beruhigte ihn. Er schlief nicht gerne, schließlich war er so angreifbar und eigentlich brauchte er diesen Zustand nicht, außer es wurde ihm zu viel. Einfach abschalten, nichts hören, nichts sehen, alle Vampirfähigkeiten ausblenden. Elijah blickte Aenwynn ein letztes Mal an, versuchte Blickkontakt zu erhaschen. Dann legte er seinen Kopf sanft auf ihre Schulter, roch an ihrem Haar. Im nächsten Moment fielen ihm die Augen zu. Ein paar Stunden später erwachte er gerade im Bett liegend. Der Mond schien zum Fenster hinein. Elijah atmete auf, er war sichtlich verwirrt, schließlich wusste er nicht, wie lange er geschlafen hatte. Er drehte sich um und blickte zur anderen Seite des Bettes, hoffend, sie war noch da.

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Re: I am the blank page before you...

Beitragvon Leigh » Mi 29. Mär 2017, 00:16

Leicht zuckten ihre Mundwinkel. Er in ihrem Bann? Nachdenklich betrachtete sie ihn, den Kopf etwas auf die Seite geneigt, so dass ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Halbherzig pustete sie ein paar davon fort. "Es muss schwer sein, vor allem wenn die Familie einen hintergeht." Zu mindestens glaubte sie das. Ihre Mutter war damals früh an der Pest verstorben und ihr Vater im Krieg gegen die Indianer umgekommen. So genau kannte sie sich da also nicht aus.
Als er sich neben sie aufs Bett setzte, spannte sie sich kurz an. Als seine Hand jedoch die ihre fand, sie fest hielt und über ihre Finger strich, entspannte sie sich gänzlich und unterdrückte einen Seufzer. Sie wusste nicht so recht worauf er mit seinen Worten hinaus wollte, doch sie nickte leicht. Es klang zumindest schlüssig. Auch sie erhaschte einen Blick auf seine Uhr, stellte überrascht fest, wie spät es schon war. Dieser Tag fühlte sich eigenartig lang und kurz zugleich an, als wäre er nicht wirklich, beinahe wie ein Traum in welchem man eigenartige Zeitsprünge machte.

Als Elijah ihren Blick suchte, kurz bevor er seinen Kopf auf ihre Schulter legte lächelte sie leicht, sah ihn an. Sie war sich nicht sicher, wie es zu dieser Situation gekommen war. Vor wenigen Minuten war er noch so unglaublich wütend auf sie gewesen, vor wenigen Tagen hatten sie sich nicht einmal gekannt. Nun jedoch lag sein Kopf auf ihrer Schulter und seine Finger umschlossen die ihren. Ganz still hielt sie, versuchte sich nicht zu rühren als er auf ihrer Schulter tatsächlich einzuschlafen schien. Vampire schliefen? Sie wusste so wenig über diese Rasse..
Eine ganze Weile saß sie so da, ihre Wange leicht an seinen Kopf gelehnt, ehe sie sich ganz vorsichtig unter ihm weg schob, ihn in die Matratze drückte um ihn in eine liegende, bequemere Lage zu bringen. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken zog sie die Decke über ihn und musste tatsächlich leise Kichern. Er sah so eigenartig aus, umgeben von diesen Blümchen.
Sie selbst legte sich jedoch noch nicht hin. Auf Zehenspitzen schlich sie zum Fenster, öffnete es und neigte sich über das Fensterbrett, die Ellenbogen aufstützend, den Kopf in die Hände.

Für eine ganze Weile stand sie so da, die Augen geschlossen und die kühle Nachtluft genießend. Hin und wieder zerrte ein seichter Windzug am Stoff ihres Kleides. Ihre Gedanken gingen auf Wanderschaft, schienen aus dem Fenster zu fliegen, die vielen Kilometer nach London. Salem war vermutlich ziemlich hungrig. Er konnte ohne Probleme ein paar Tage überleben ohne genährt zu werden, doch er war sicherlich wütend. Ein leichtes Grinsen zuckte über ihr Gesicht, als sie sich den kleinen Kater mit gesträubtem Nackenfell vorstellte, wie er sie aus vorwurfsvollen, roten Augen ansah.
So in Gedanken ließ sie sich schließlich im Schneidersitz auf die gepolsterte, breite Fensterbank sinken, welche perfekt wäre um darauf eingekuschelt in eine Decke mit einer großen Tasse Tee ein Buch zu lesen. Aenwynn jedoch lehnte sich kurz nach vorn blickte auf das Dach. Erfreut stellte sie sie nicht nur fest, dass es dreckig war, sondern auch das sich einige abgefallene Äste von benachbarten Bäumen in Greifweite befanden. Kurz blickte sie zum Bett um sich zu vergewissern, dass Elijah noch schlief, dann beugte sie sich vor und sammelte ein paar Ästchen zusammen.
Sorgsam trennt sie die noch grünen Blätter vom Holz und konnte sogar eine noch nicht ganz gereifte Kirsche an einem Entdecken. Die nun leeren Äste warf sie wieder aus dem Fenster, lehnte sich jedoch noch einmal vor um mit dem Finger über das Dach zu fahren und ihn völlig verdreckt wieder zurück zu holen. Mit geübten Bewegungen und ohne den Spiegel zu benötigen, zog sie einige Linien auf ihr Gesicht; zwei geschwungene auf ihre rechte Gesichtshälfte, drei auf die Linke leicht übers Auge und eine mittig von der Unterlippe aus das Kinn hinab.

Dann schloss sie ein Blatt in die eine Hand, die unreife Kirsche in die andere und Schloss die Augen. Fest konzentrierte sie sich auf das Leben welches sie umgab, die Magie die in jedem Ding steckte was auf dieser Welt wandelte, selbst in den beiden Gegenständen in ihren Händen. Sie konzentrierte sich auf die Sterne, den Mond, die Kraft und Energie die sie ihr schenkten.
So konzentriert bemerkte sie nicht, dass Elijah erwacht war, sich nach ihr umsah. Würde er sie auf der Fensterbank erblicken, halb im Schatten, halb ins Mondlicht gehüllt sollte er feststellen, dass ihr kompletter Körper leicht zu glühen schien. Ein schwacher, silbriger Schimmer, manchmal auch leicht grün, wie eine Art Aura. Nach einer ganzen Weile öffnete sie die Augen und blickte auf ihre Hände hinab. Das Blatt in ihrer rechten Hand war gänzlich ausgetrocknet, Braun, als wäre es seit Ewigkeiten von seinem Baum abgefallen. Die Kirsche andererseits war frisch, rot und wirkte saftig. Leicht lächelte Aenwynn, fühlte sie sich auf bestimmte weise wie diese Kirsche. Sie hatte sämtliche Energien aus dem Blatt, aus ihrer Umgebung gechannelt, den Rest geheilt, den das Vampirblut nicht vermocht hatte, ihre Batterien aufgeladen wenn man so mochte. Langsam drehte sie sich wieder dem Bett zu, sah dann, dass Elijah wach war. Kurz verharrte sie mitten in der Bewegung. "Hab ich dich geweckt..?" Rasch fuhr sie sich mit dem Handballen über die Zeichnungen auf ihrem Gesicht, die sich so sehr auf ihrer blassen Haut abhoben. Überraschenderweise waren sie sofort verschwunden, vermutlich auch Magie.

Sie ließ sich endgültig von der Bank gleiten, tapste über den Holzboden auf das Bett zu -taps, taps, taps- und ließ sich schließlich neben ihn aufs Bett sinken. Die Kirsche hielt sie noch immer in der leicht geöffneten Hand. Kurz betrachtete sie jene noch ein mal lächelnd, griff dann mit der freien Hand nach einer von Elijah, drehte sie mit der Handfläche nach oben und legte die Kirsche hinein.
Sie erklärte nicht, was es damit auf sich hatte, sagte nichts weiter dazu und kroch dann unter die Bettdecke. Da sie das Fenster nicht geschlossen hatte, kühlte der Raum spürbar ab. "Tut mir leid, sollte ich es getan haben." Griff sie noch einmal ihre Frage auf. Sie klang nun wirklich schläfrig, rollte sich jedoch auf die Seite um ihn aus halb geöffneten Augenlidern anzublicken.
"Zeig mir deine schwarze Seele - die ist, was ich an dir mag."

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